Hier ist die Beschreibung wie ich den Tennissport nun seit mehr als 30 Jahren sehe
Aus: Tennis - ein fröhliches Wörterbuch...

Aufschlagfeld:

Mit weißen Strichen umgrenzte Fläche auf den Tennisplätzen, in welche der Ball nach dem Aufschlag geschlagen werden soll. Das Treffen des Aufschlagfeldes gilt unter den Eingeweihten zu den schwierigsten Vorgängen des weißen Sportes. Gelingt einem Spieler das Treffen des Aufschlagfeldes auf Anhieb, kann er fast immer einen Punkt für sich buchen, denn mit derartig dummen Zufällen rechnet kaum jemand.

Ball, angeschnittener:

Da sich bei Tennisturnieren Bälle besonders schnell abnutzen - die Ursache dafür hat noch niemand ergründen können, aber die Tennisballindustrie behauptet es jedenfalls -, stellt jeder Club, welcher ein Turnier veranstaltet, zahlreiche Kisten und Dosen mit nagelneuen Bällen bereit, auf eigene Kosten natürlich. Damit die bereits abgenutzten Bälle nun nicht mit den neuen verwechselt werden, schneidet man diese Bälle an. Werden sie dann für einen Aufschlag verwendet, fallen sie in einem weichen Bogen zu Boden, für jeden Gegenspieler unerreichbar. Weltklassespieler schneiden die Bälle sogar während des Aufschlages geschickt an, ich vermute, mittels eines in den Schläger eingebauten kleinen Rasiermessers, um diesen Effekt des Herabfallens zu erzielen. Proteste des Gegners gehen meist in den Beifallsstürmen des Publikums unter.

Ballgefühl:

Gefühle verschiedenster Art, welche beim Tennisball aufkommen, zum Beispiel zwischen Partnern, zwischen einem Ehemann und seiner gerade mit dem Clubmeister tanzenden Ehefrau und zwischen dem Tennislehrer und der Tochter des Clubpräsidenten (vor allem beim Clubpräsidenten!)

Balljunge:

Selbst Anfang des 21. Jahrhunderts noch geduldete Kinderarbeit; was der Marktfrau strengstens verboten ist, das ist der tennisfanatischen Mutter erlaubt: Die lieben Kleinen mit auf den Platz zu nehmen und sie die von ihr verschlagenen Bälle aufsammeln zu lassen - natürlich immer streng nach dem ethischen Motiv, der Jugend das Gefühl für diesen herrlichen Sport zu vermitteln. (In Wirklichkeit sind die Eltern nur zu faul, ihre Bälle selbst einzusammeln.) Tatsächlich könnten sie ihre Kinder viel eher motivieren, wenn sie ihnen Unterricht erteilen lassen würden, aber erstens kostet das schließlich Geld und zweitens vergeht so viel blöde Zeit mit dem dämlichen Bälle Einsammeln. Außerdem muss man sich dauernd bücken, was ja bekanntermaßen sehr ermüdend und sehr schlecht für das Kreuz ist.

Ballwechsel:

Tennisspielen ist ein schizophrener Sport: Jeder schwärmt vom „schönen langen Ballwechsel“. In Wahrheit liegt das ganze Trachten jeden Spielers darin, die Bälle so zu platzieren, dass der Gegner sie nicht erwischt oder weit über den Zaun ins Feld schlägt und somit kein Ballwechsel zustande kommt.

Ballwurfautomat:

Früher: Der treu liebende - und gut angepasste Ehemann.

Heute: Eine Art Schachcomputer für den Einzelspieler: Die Spielstärke des Ballwurfautomaten ist - und hier liegt der große Vorteil gegenüber einem menschlichen Spielpartner oder einem meist viel besseren Gegner - einstellbar, das heißt, man kann nach dem ersten, verlorenen Satz einfach hingehen und ihn zwei oder drei Stufen schwächer programmieren. Der Sieg in den nächsten Sätzen ist dann gesichert. Außerdem hat sich der Ballwurfautomat psychologisch sehr bewährt, verhindert er doch Komplexe und Minderwertigkeitsgefühle.

Break:

Dieser Ausdruck wurde aus dem Boxsport entlehnt. Gelingt es einem der beiden Boxer, die Abwehr des Gegners zu „durchbrechen“, so kommt es zum „Aufschlag“ im Gesicht des anderen, woraufhin der Ringrichter „Break“ ruft, um den Kampf zu unterbrechen – meist unnötig, da der Betroffene am Boden liegt und schläft.

Gelingt es dem Tennisspieler, den Aufschlag des Gegenspielers zu durchbrechen, rufen die Fernseh- und Rundfunksprecher „Break“. Viele solche Rufe deuten auf den Sieg des Breakers hin.

Breitensport:

Tennis wurde in den letzten zwanzig Jahren zum Breitensport, was vermutlich auf die vorzügliche Ernährungslage zurückzuführen ist. Trotzdem dürfen auch sehr dünne Menschen Tennis spielen, ohne mit Unterdrückung rechnen zu müssen. Das weist Tennis als sehr demokratischen Sport aus, obwohl auch hier, wie so oft in der Welt, der Stärkere gewinnt.

Ellbogen:

Die einzige Ursache, warum Sie soeben das blöde Match verloren haben, ist wieder einmal Ihr Tennis-Ellenbogen.

love

„love“ – Im Leben eines der schönsten Dinge, es heißt nämlich wörtlich übersetzt „Liebe“. Beim Tennis dagegen bedeutet es schlicht aber ergreifend „Null“. Wenn Sie also im Fernsehen ein internationales Tennisturnier beobachten und hören, wie der Schiedsrichter zu einem der beiden Spieler „love!“ sagt, so bedeutet das auf keinen Fall, dass die beiden eine wie auch immer geartete Beziehung zueinander haben, sondern lediglich, dass der angesprochene Spieler null Punkte hat. Warum allerdings in der englischen Sprache das Wort „Liebe“ beim Tennis „Null“ bedeutet, wäre eine psychologische Abklärung sicher wert; vielleicht wird daraus einmal das Thema einer Doktorarbeit für einen der zahlreichen arbeitslosen Akademiker.
< home